Das Selbstbewusstsein spielt in den östlichen Weisheitslehren stets eine zentrale Rolle.
Es ist jedoch viel sinnvoller, Prinzipien wie Achtsamkeit und Selbstbewusstsein nicht ausschließlich auf eine Religion oder Lebensphilosophie zu beziehen, sei es Buddhismus, Taoismus oder andere Lehren. Denn diese Erkenntnisse sind von grundlegender Bedeutung und universell wertvoll. Sie sollten jedem Menschen zugänglich sein – unabhängig davon, wo er lebt, welche Tätigkeit er ausübt oder welcher Religion er angehört. Selbstbewusstsein ist daher ein Thema, das für das Leben jedes Einzelnen auf dieser Welt von besonderer Wichtigkeit ist.
Leider wird der Begriff „Selbstbewusstsein“ oft mit „Selbstsicherheit“ verwechselt. Man assoziiert ihn häufig mit einem autoritären Auftreten oder einer übermäßigen Selbstverliebtheit. Doch Selbstbewusstsein bedeutet nichts anderes, als sich seiner selbst bewusst zu sein – zu erkennen, wer man wirklich ist. Es geht darum, sich selbst zu spüren und zu verstehen, und nicht das Bild zu akzeptieren, das man im Laufe der Zeit von außen übernommen hat, um sich zu schützen oder zu verstecken.
Zum Beispiel ist es nicht ungewöhnlich, dass Menschen glauben, in bestimmten Dingen nicht gut zu sein, oder sich für ihre Handlungen schämen, weil sie in der Vergangenheit prägende Erfahrungen gemacht haben. Vielleicht wurden sie von Eltern, Lehrern oder anderen Vertrauenspersonen darauf hingewiesen, dass sie nicht gut genug sind – sei es durch negative Aussagen über ihre Leistungen oder Fähigkeiten. Besonders als Kinder können solche Sätze tiefe Spuren hinterlassen, die uns dazu bringen, uns mit diesen Gedanken zu identifizieren. Unsere Aufmerksamkeit richtet sich dann immer wieder auf unsere vermeintlichen Schwächen, anstatt auf das, was wir gut können.
Deshalb ist es so wichtig, sich über sich selbst bewusst zu werden und zu erkennen, dass wir mehr sind – und vor allem, dass wir wertvoll sind. Erst wenn wir diese Wahrheit in uns sehen, können wir unsere innere Fülle wahrnehmen: dass wir liebevoll, vollkommen und faszinierende Lebewesen sind, die unglaublich intelligent und sensitiv sind, die Leidenschaften, Freude und Ehrgeiz in sich tragen.
Mit jedem negativen Glaubenssatz, den wir in uns tragen, bauen wir eine Art „Blase“ um uns herum, die uns schützen soll. Diese Schutzmechanismen entstehen aus einer tiefen inneren Intelligenz, die versucht, uns vor Verletzungen zu bewahren. Doch mit jeder weiteren Schicht, die wir um uns legen, wird unser Blick auf die Welt trüber. Die Schönheit um uns herum und in uns verblasst, bis wir schließlich einen „Panzer“ um uns tragen, der uns nur noch daran erinnert, dass wir angeblich nicht gut genug sind.
Um diesen Panzer wieder loszuwerden, müssen wir uns bewusst machen, wie jede dieser Schichten entstanden ist, was sie bedeutet und warum wir sie aufgesetzt haben. Es erfordert Disziplin und Arbeit, um unsere unbewussten Gedanken ans Licht zu bringen und aufzulösen. Bewusstsein bedeutet, die Wunder in uns zu sehen, zu spüren und zu leben.
Das Spannende daran ist, dass wir nicht nur freier von negativen Strukturen werden, sondern auch Raum schaffen für höhere Gefühle wie Mitgefühl, Dankbarkeit und Güte.